Die Psychosomatische Medizin betrachtet den ganzen Menschen, d.h. sie blickt auf körperlich und seelische Beschwerden als Einheit. Körper und Gehirn sind auf komplexe Weise miteinander vernetzt, beeinflussen sich also immer gegenseitig. Ist der Körper krank, reagieren wir seelisch darauf und ist die Psyche stark belastet, stellen sich häufig unterschiedlichste, körperliche Beschwerden ein. Auch das soziale Umfeld und die aktuelle Lebenssituation beeinflussen unser Befinden maßgeblich. Alle diese Bereiche werden daher im Rahmen der Diagnostik genau erfragt.
Wie gut Veränderungen und Herausforderungen im Leben bewältigt werden, hängt stark davon ab, ob wir uns selbst und andere ausreichend einschätzen können und als fähig erleben, etwas zu bewirken sowie bei Überforderung darauf vertrauen dürfen, dass wir Unterstützung durch uns nahe stehende Menschen erhalten und annehmen können. Daher lege ich in der Diagnostik besonderen Wert auf die Untersuchung der Fähigkeit zur Gestaltung der Beziehungen zu sich selbst und anderen Menschen, zumal Einschränkungen in diesem Bereich die Bewältigung von Krisen aus eigener Kraft erschweren.
Psychische Erkrankungen haben immer Auswirkungen auf unsere Fähigkeit, Beziehungen und unseren Alltag zufrieden stellend zu gestalten. Es gilt herauszufinden, ob auf früheren Beziehungserfahrungen gründende Muster und Erwartungen den aktuellen Kontakt in nicht wünschenswerter Weise erschweren und so mögliche Unterstützung durch Freunde/Familie verhindern. Solche Muster sind in der Regel nicht bewusst. Situativ aufkommende Gefühle können uns sehr stark einnehmen und werden dann handlungsleitend. Innehalten kann dadurch erschwert werden, so dass die Abwägung langfristiger Folgen ausbleibt bzw. erst zu spät einsetzt. Andererseits können übermäßige Hemmungen neue Entwicklungen bzw. das Ergreifen von Chancen verhindern.
Körperliche Beschwerden und Einschränkungen verursachen fast immer einen Einbruch des Sicherheitserlebens im Umgang mit dem unserem Körper und unserer Alltags- und Lebensplanung. Dies hat auch Auswirkungen auf unseren Selbstwert. Diverse Ängste können ausgelöst werden, z.B. vor weiterem Verlust der Gesundheit und Kompetenz, möglicher Angewiesenheit auf andere oder ausbleibender Akzeptanz für die krankheitsbedingte Einschränkung. Unter dem Einfluss einer Erkrankung können sich bisher stabile Beziehungen sehr verändern und starken Belastungen ausgesetzt werden, die gar nicht sofort begreifbar sind. Wie wir mit einer solchen Situation umgehen, ist individuell sehr verschieden. Im Kontakt lassen sich förderliche von schwierigen oder gar schädlichen Strategien jedoch leichter unterscheiden als nur im eigenen Kopf. Vor allem ein Austausch mit anderen Betroffenen und die gegenseitige Wahrnehmung der unterschiedlichen, erfolgreichen oder auch schwierigen Umgangsstrategien mit der Erkrankung kann sehr hilfreich sein. Sie erfahren so, dass Sie mit Ihren Schwierigkeiten nicht allein dastehen und finden Unterstützung bei der Wahrnehmung veränderter Bedürfnislagen, dem selbstfürsorglichen Umgang und der Bewältigung von Konflikten mit dem nahen Umfeld.
Welches Therapieverfahren für Sie das geeignete ist, finden wir während der Diagnostik gemeinsam heraus.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick, der von mir angebotenen Psychotherapieverfahren.
Sollten Sie eine Verhaltenstherapie, systemische Therapie, Paartherapie oder eine stationäre Behandlung benötigen, werde ich entsprechend Hilfreiches empfehlen.
TIEFENPSYCHOLOGISCHE PSYCHOTHERAPIE
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist eine Weiterentwicklung der Psychoanalyse. Aktuelle, seelische Probleme können manchmal erst dann neue Lösungswege erfahren, wenn verdrängte Konflikte aus der Vergangenheit greifbar werden und Sie daraus resultierende Gefühle, Gedankenmuster und Grundüberzeugungen sowie deren Auswirkung auf die Gestaltung Ihrer heutigen Beziehungen genau betrachten. Ungünstige Beziehungsmuster, die früher einmal eine wichtige Funktion hatten, sorgen oft für eine unbeabsichtigte Wiederholung negativer Vorerfahrungen und bedingen die Aufrechterhaltung psychischer Probleme. Sich diese Muster bewusst zu machen, ermöglicht es, zwischen heute und damals besser zu trennen, motiviert sich anders in den Kontakt zu begeben und stiftet neue Entscheidungsmöglichkeiten.
Einzeltherapie
Hier spielt die therapeutische Beziehung eine zentrale Rolle, da sich gewohnte Muster natürlich auch im Kontakt mit mir als ihrer Therapeutin zeigen. Wir erfahren diese Beziehungsmuster dann unmittelbar, können sie ansprechen und genauer verstehen. Durch diesen Prozess können verdrängte Erinnerungen bewusstwerden, was Ihnen hilft, neue Antworten auf alte, doch weiterhin wirksame Ängste und Verunsicherungen zu finden. Es werden Zusammenhänge hergestellt, Vermutungen geäußert, das Denken mit Positionswechsel (aus Ihrer Sicht/ aus der Sicht des Gegenübers) gefördert, Ambivalenzen (eigene, widersprüchliche Wünsche und Ziele) betrachtet und ggf. vorhandene, strukturelle Defizite (z.B. Schwierigkeiten in der Selbstregulation) erfasst, benannt und entsprechend in der Weiterentwicklung gefördert. Ein erreichbares Therapieziel wird vor Beginn gemeinsam formuliert.
Es handelt sich um einen Prozess der Selbstentdeckung, konkrete Anweisungen und Handlungsvorschläge seitens des Therapeuten unterbleiben. Es kann jedoch sinnvoll sein, lebenswichtige Entscheidungen erst nach Abschluss der Behandlung zu treffen bzw. diese wenigstens ausführlich zu besprechen, um bedeutsame Ambivalenzen nicht zugunsten schneller Eindeutigkeit zu übergehen.
In der Behandlung sitzen wir uns gegenüber und sehen uns in der Regel für 50 Minuten ein bis zwei Mal in der Woche.
Gruppenpsychotherapie
Die Gruppentherapie beinhaltet einige Merkmale, welche eine Einzeltherapie nicht besitzt. Als Mehr-Personen-Beziehung bietet sie Raum für die Gestaltung sozialer Beziehung auf verschiedenen Ebenen. Ziel ist es, innerhalb des Halt gebenden und stützenden Rahmens einer Gruppe zwischenmenschliche Beziehungsmuster genauer wahrzunehmen, zu verstehen und bestmöglich zu gestalten.
Ferner sollen die eigenen Ich-Funktionen (z.B. die Regulation des Selbstwertgefühls, die Wahrnehmung von Belastbarkeits- und Toleranzgrenzen, die differenzierte Wahrnehmung und Steuerung eigener Impulse und Affekte etc.) gestärkt werden.
Werden belastende Situationen in der Gruppe erlebt, sind Sie nicht allein, sondern können mitteilen, was Sie emotional belastet und erfahren, dass Sie mit ihren Schwierigkeiten, Ängsten und Kümmernissen gehört und angenommen werden. So werden Sie Zugehörigkeit und Zusammenhalt erleben. Auf dieser Basis können Sie sich zunehmend gegenseitig Rückmeldung geben, die sich auch auf im Miteinander schwierige Verhaltensmuster beziehen. Dabei soll niemand erzogen werden, sondern schwierige Beziehungsmuster sollen in ihrer Auswirkung auf das Gegenüber bewusstwerden und übliche Reaktionen ihrer Umgebung werden verständlicher. Auch bietet sich allen Gruppenteilnehmern ein Spielraum, in dem sie nicht durch etablierte Erwartungen vertrauter Beziehungen oder Verlustängste gehemmt sind, neue Wege zu erproben, sich zu zeigen und durchzusetzen. Erfolg bzw. Misserfolg gefährden dann nicht zentrale private bzw. berufliche Beziehungen und Fehlschläge können miteinander reflektiert werden. Zwischenmenschliche Fähigkeiten werden in der Gruppe wie ein Muskel trainiert und verbessern sich.
Oftmals sind gruppenpsychotherapeutische Behandlungen der Einzeltherapie in ihrer positiven Wirkung sogar überlegen.
Sechs bis neun Patient*innen treffen sich dazu einmal in der Woche für 1,5 Stunden im Beisein der Therapeutin, die vor allem darauf achtet, dass Angst und Scham nicht zu sehr anwachsen, gegenseitige Einfühlung erfolgt und konstruktives Arbeiten erhalten bleibt.
Kombinationstherapie
In der Kombinationsbehandlung nehmen Sie an einer Gruppe teil, haben aber auch regelmäßige Einzelsitzungen. Es handelt sich um eine intensive Form der ambulanten Psychotherapie, die angewendet wird, wenn Ihre Beschwerden schon länger bestehen bzw. häufig wiederkehren und mit einer belasteten Lebensgeschichte in Zusammenhang gebracht werden können.
Zum Beispiel stellen sich häufig Menschen bei mir vor, die seit der Kindheit oder Jugend an Depressionen, Ängsten und anderen psychosomatischen Belastungen leiden, aber bisher „gut durchgehalten“ haben oder von außen betrachtet – insbesondere auf der Leistungsebene – recht erfolgreich sind, sich aber bereits in ihren jungen Jahren zunehmend erschöpft fühlen, Versagens- und Zukunftsängste entwickeln, worunter dann ihre Leistungsfähigkeit, Beziehungen/Partnerschaften und das eigene Selbstverständnis leiden.
Auch sehr schamhaft besetzte Themen wie tiefgehende Selbstzweifel, Gefühle nichts wert zu sein, Angst vor anderen Menschen, Missbrauchs- und andere traumatische Erfahrungen können ein Grund sein, dass eine Kombinationsbehandlung besser trägt.
Durch die Kombination mit Einzelsitzungen ist die Teilnahme an den sehr effektiven, aber für manche Menschen wegen Angst und Scham schwer auszuhaltenden Gruppensitzungen überhaupt erst möglich.
Psychosomatische Behandlung
Die enge Verbindung zwischen seelischem und körperlichem Erleben habe ich Ihnen bereits auf meiner Startseite bei der Erläuterung des Fachgebiets Psychosomatik beschrieben.
Wer selbst nie tiefgehende Verunsicherung im Umgang mit dem eigenen Körper erfahren hat, kann dies oft schwerlich nachempfinden. Kaum vermeidbar kommt es daher zu Unverständnis nahestehender Menschen und eben auch seitens der ärztlichen Behandler. In der Folge kann es zu sozialem Rückzug, Scham– und Schuldgefühlen sowie schweren Selbstwerteinbrüchen kommen. Ohnmachtserleben im Umgang mit dem eigenen Körper und erlebter Mangel an Unterstützung kann an lebensgeschichtlich frühe, nicht bewusste Enttäuschungs- und Verletzungserfahrungen rühren und eine allein kaum auflösbare Resignation auslösen.
Meiner Erfahrung nach ist es bedeutend leichter für Menschen mit körperlichen Grunderkrankungen bzw. vorwiegend körperlich erlebter Symptomatik sich gegenseitig zu verstehen, da ähnliche Alltags- und Beziehungsprobleme auftreten.
Durch das Angebot spezifischer Gruppen möchte ich es Ihnen leichter machen, sich mitzuteilen und Verständnis zu erfahren.
Chronisch Erkrankte mit psychischer Symptomatik (junges bis mittleres Lebensalter)
Chronische Erkrankungen greifen in fundamentaler Weise in unsere Selbstbestimmung und unser körperliches sowie sonstiges Selbstwerterleben ein, da sie Verzichts- sowie Anpassungsleistungen erfordern, die von außen nicht unbedingt wahrnehmbar sind. Zum Beispiel geraten Belastungsgrenzen und eigene Bedürfnisse bzw. Ziele immer wieder in Konflikt miteinander, auch Eifersuchts- bzw. Neidgefühle sind unumgänglich, werden aber im Stillen ausbalanciert. Viele dieser inneren Leistungen finden keinen Eingang in die positive Selbstbewertung, da sie für andere unsichtbar bleiben, also nicht gespiegelt und honoriert werden. In Familie und nahen Beziehungen natürlicherweise aufkommende Konflikte um Autonomie und Selbstbehauptung können erheblich verschärft verlaufen oder stark vermieden werden, was Anlass zu charakterlicher Bewertung werden kann, die nicht angemessen und sehr kränkend ist. Auch ärztliche Anweisungen, Ermahnungen und das Aufzeigen negativer Folgen tragen nicht immer dazu bei, den eigenen Umgang mit der Erkrankung fair zu bewerten.
In der Gruppe finden Sie Gelegenheit oben Genanntes aneinander zu bemerken und ihre Bewältigungsleistungen mehr anzuerkennen. Positiv erlebte Vorbilder bringen sie leichter in eine Funktionslust. Fehlschläge sowie Konflikte können schamfreier geteilt werden, so dass Sie Mitgefühl und Trost erfahren können. Eine gesunde Krankheitsverarbeitung wird so gefördert und die Konfliktfähigkeit insgesamt verbessert.
Schmerzgruppe
In dieser Gruppe geht es sowohl um den verbesserten Umgang mit Schmerzen als auch um den Austausch von Erfahrungen bzgl. der Bewältigung eines Lebens mit chronischen Schmerzen. Vor allem mit alltäglichen Einschränkungen regelhaft verbundene Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst und Nahestehenden können in einem verständnisvollen Kreis besprochen werden. Außerdem möchte ich mit Ihnen leicht durchzuführende Schmerzgymnastik (sitzend) sowie Imaginations- und Entspannungs-verfahren einüben, die helfen die Intensität Ihrer Schmerzen selbst bestimmt zu beeinflussen.
Psychosomatische Gruppe
Die Funktion unserer Organe kann vermittelt durch Stress, hormonelle Umstellungen und Erkrankungen aus dem Gleichgewicht geraten, ohne längerfristig geschädigt zu werden. Patient*innen erleben angesichts anhaltender Funktionsstörungen dann tiefe Verunsicherung im Umgang mit ihrem Körper und erhoffen sich ärztliche Unterstützung. Oft hören Betroffene aber, dass sie „nichts“ hätten, obwohl sie selbst erleben, dass sich die Beschwerden nicht bessern oder sogar noch verschlimmern. Viele fühlen sich ungenügend ernst genommen und betreut. Auch wiegt die eigene Enttäuschung schwer, wenn angesichts der Beschwerden keine klar behandelbaren, organischen Ursachen ermittelt werden können.
Ziel der Gruppe ist es, Sie zu unterstützen, mit der Verunsicherung in Bezug auf ihren Körper besser umzugehen und Körperempfindungen hinsichtlich ihrer Funktion als Sprache des Körpers differenzierter zu betrachten. Gerade vom vegetativen Nervensystem gesteuerte Körperfunktionen sind besonders häufig betroffen, so dass Stress die Symptomatik deutlich beeinflusst. Die Zuwendung und Aufmerksamkeit vertrauter Personen für ihren Alltag und ihre Herkunft kann helfen, eine Übersetzung undifferenzierter Spannungszustände, die sich in Körperbeschwerden zeigen, in benennbare Gefühle und Schwierigkeiten zu leisten. Dadurch können sie besser verstehen, was sie belastet und wie bzw. wann ihr Körper darauf reagiert. Die Symptomatik wird dadurch weniger bedrohlich erlebt und erfährt eine wichtige Signalfunktion.
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